Durch die Yogalehrer Ausbildung hat sich auch meine tägliche Praxis verändert: ich nehme mir mehr Zeit, korrigiere mich in Gedanken und überhaupt ist es als hätte sich dadurch der eigene Blickwinkel gedreht. Und wie so oft, wenn man aufbricht Neues zu wagen, stellt man letztlich fest, dass man dachte, man wüsste viel um dann zu merken, es gibt eigentlich mehr von dem, was man nicht weiß.
Also feile ich jeden Tag an meinen Asanas, meiner Haltung, meiner Kondition. An manchen Tagen mit Armen schwer wie Zementsäcke und Knien wie Wackelpudding, gelegentlich ein bisschen verstimmt, weil es nicht so klappt, wie ich es mir wünsche und dazwischen immer wieder innehalten, atmen und gut zu sich sein. Wie ein ewiger Versuch und ein Umbruch im eigenen Denken.
Gelegentlich passieren dann auch kleine Wunder.
So gestern Morgen als ich völlig überrascht festgestellt habe, dass ich es nun schaffe in der aufrechten Einbeinstreckung tatsächlich aufrecht zu sein UND mein Bein durchzustrecken. Ich erinnere mich daran, dass ich diese Übung vor meiner Ausbildung gemieden habe und niemals auf die Idee gekommen wäre mich bereits am frühen Morgen so auf meine eigene Ungelenkigkeit aufmerksam zu machen.
Dann gab es plötzlich diese Tage als ich den Sinn darin erkannte Balance zu halten und mich stabil zu fühlen. Auf einem Bein. Wie ein schiefer Turm von Pisa. Und manchmal war das Ganze so wackelig, dass ich einfach umgefallen bin. Wäre das Bücherregal in meinem Wohnzimmer nicht wie ein treuer Freund an meiner Seite gewesen, ich hätte mir wohl die Nase auf meinem Eiche rustikal Fussboden gebrochen.
Umso erfreulicher, wenn man plötzlich stehen kann – auf einem Bein fest verwurzelt, das andere irgendwo nach vorne und hoch zum Himmel.
Ohne wackeln, glücklich atmend. Und vor lauter Glück hab ich gestern dann kurz das Atmen vergessen und einen Freudenschrei ausgestoßen. Sehr unyogisch, zu viel im Außen, aber wohl irgendwie menschlich. Natürlich hat es mich mein Gleichgewicht gekostet. Und was soll ich sagen: glücklicherweise gibt es ja das Bücherregal.
Bis zur Erleuchtung dauert es wohl noch ein bisschen, bis dahin jubele ich zwischendurch, wenn ich mich in eine neue Richtung biegen kann um mich dann wieder zu besinnen und auf mein Gleichgewicht zu fokussieren.
Und wer jetzt auch vorhat zu Hause mal die NICHT Lieblings Asanas zu üben, dem empfehle ich Geduld, Beharrlichkeit und ggf. ein gut verschraubtes Ikea Kallax Regal.
2 Kommentare
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Haha!I feel you!!!!! ❤ ❤
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Autor
Aus dem Leben eines Yogi, kennst du ja 😉 <3
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