Es sind gerade viel zu viele Gedanken in meinem Kopf um auch nur ansatzweise eine Richtung erkennen zu können, vielleicht ist das auch gar nicht wichtig.
Wenn mich jemand fragt, warum wir uns nach all den Jahren noch einmal getroffen haben, kann ich es nicht sagen. Es gab nichts abzuschließen, keinen Frieden zu besiegeln oder erst Recht keine Wut loszuwerden.
Möglicherweise lag es daran, dass ich an einem Donnerstagabend nichts Besseres zu tun hatte, vielleicht wollte ich dich auch nur noch mal sehen, Grenzen ausloten und wie so oft bei mir gerne auch mal überschreiten. Aus Neugier, mal gucken was passiert.
Nichts von alldem ist geschehen. Es gab keinen Groll, keine Befangenheit, kein komisches Schweigen. Wir waren wie alte Kameraden, die fröhlich erzählend ihren Feierabend auf der Parkbank verbringen.
Dabei saßen wir zwischen lauter Menschen. Du nach wie vor einnehmend, gut aussehend und mit diesem was auch immer es ist. Ich kichernd, am Weinglas Halt suchend und irgendwie aus der Zeit gefallen.
Der Abend hätte Stunden so weitergehen können, keiner von uns hätte es auch nur zur Kenntnis genommen, dass die Zeit uns möglicherweise in unserem Wiedersehen limitiert.
Wir können immer noch über alles reden und ich wusste wieder, wie es sich anfühlt, wenn man diesen einen Verbündeten hat, den du über alles und jeden stellst, der Mensch mit dem Anker für dein Herz, der dich auch im tiefsten Sturm immer wieder nach Hause holt.
Ich denke wir waren das füreinander. Aber wir waren auch immer die Spieler, ewig rastlos und immer auf der Suche. Unser Spiel begann miteinander, ein Team gegen alle anderen. Ich denke, die anderen Leute haben heute gesehen, wie das funktionieren kann. Wir waren wieder wir. Und die Welt im außen schaut uns staunend dabei zu während wir zusammen fließen durch unsere Gedanken und Geschichten, während jeder im anderen das Wunderbare entdeckt.
Genauso gut waren wir aber auch im Gegeneinander, kriegsähnliche Zustände, Schlachtfelder auf dem Herzen, Gefühle wie Tretmienen. Ein paar der schlimmsten Dinge haben wir einander angetan, gestützt auf ein Netz voller Lügen, getragen von unseren Egotripps.
Und so waren wir alles füreinander, das Gute und das Schlechte, hell und dunkel.
Da sitzen wir heute, beide irgendwie anders und doch wie immer. Zwei Menschen mit einer gemeinsamen Geschichte, einem Davor und einem Danach.
Keine Ahnung, wo uns das hinführt. Möglicherweise in den tiefsten Abgrund der Hölle oder auch in hoch hinaus in die Wolken. Vielleicht werden wir auch einfach nur eine Zeitlang Achterbahn miteinander fahren.
Auf dem Nachhauseweg sitze ich im Auto und bin hin- und hergerissen zwischen heulen und einem hysterischen Lachanfall. Du hast eine Palette an Emotionen in mir ausgelöst und jetzt wo ich zu Hause allein am Küchentisch sitze, denke ich die Zeit mit dir eben war erfüllender, echter, lebendiger als dieses von mir so viel gelobte Allein sein.
Du schickst mir eine Nachricht, dass du mich eben gerne geküsst hättest.
Das wäre der Moment zu jubilieren, der perfekte Date Abgang mit Folgeauftrag usw.
Aber es jubiliert nichts. Allenfalls kann ich gütig lächeln.
Die Geschichte ist zu Ende.